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Entscheidung
zur Pflege
Bevor Sie sich zur Pflege Ihres
Angehörigen entscheiden, sollten sie sich über
einige Dinge Gedanken machen. Wollen und können
Sie die Pflege überhaupt übernehmen? Was bedeutet
die Pflege für Sie persönlich? Sind Sie bereit
entstehende und entscheidende Einschränkungen in
Ihrem Leben hinzunehmen
und zu akzeptieren? Versuchen Sie bei allen Überlegungen
zur Entscheidungsfindung immer auch den Pflegebedürftigen
mit einzubeziehen!
Kriterien zur Entscheidungsfindung:
- Das Verhältnis zu der zu pflegenden
Person
- Wie ist/war Ihre bisherige
Beziehung?
- Wie hat dieser Mensch sich
Ihnen gegenüber verhalten?
- Wie steht Ihr Angehöriger
zu der Idee von Ihnen gepflegt zu werden?
- Wie stehen Sie zu der Idee
Ihren Angehörigen zu pflegen? Ist Ihnen
der Gedanke angenehm oder kommen Widerstände
in Ihnen auf?
- Was sind Ihre Motive die Pflege
zu übernehmen? (Liebe, Verantwortung, Pflichtgefühl,
Dankbarkeit, …)
Versuchen Sie das Verhältnis zu der Pflegeperson
im Vorfeld zu klären, d. h. bevor Sie sich
zur Pflege durch Ihre Person entscheiden. Negative
Empfindungen bei dem Gedanken an die Pflege
sollten Sie ernst nehmen und unbedingt auch
in Ihre Entscheidung mit einbeziehen.
- Ort
- Ist die Versorgung und Pflege
Ihres Angehörigen in Ihrer Wohnung möglich?
Ist ein eigenes und für die Pflege geeignetes
Zimmer vorhanden?
- Kann Ihr Angehöriger in
seiner bisherigen Umgebung/Wohnung verbleiben?
- Ist die Wohnung für die
derzeitige und auch für zukünftige
Pflegesituationen groß genug?
- Kann die Wohnung angepasst
(umgebaut/eingerichtet) werden, so dass die
Pflege dort möglich ist?
- Können Sie Ihrem Angehörigen
ggf. einen Umzug zumuten? (verbunden mit dem
Verlust von sozialen Kontakten wie Nachbarn,
Freunden, Vereinen, usw.)
- Zeit
- Haben Sie neben Familie und
Beruf überhaupt ausreichend Zeit, die Versorgung
Ihres Angehörigen zu übernehmen?
- Können Sie die Versorgung
zu jeder Tages- und Nachzeit gewähren?
- Können Sie die Pflege
auch in Urlaubszeiten sicherstellen?
- Eigene Situation
- Eigene berufliche Situation
(Halbtagesjob, Ganztagesjob, …)
- Eigene persönliche Situation
(allein stehend, eigene Familie, Alter der eigenen
Kinder)
- Eigene Bereitschaft
- Sind Sie bereit eigene Interessen
zurückzusetzen?
- Sind Sie bereit die eigene
Lebensplanung zurückzusetzen oder anzupassen?
- Sind Sie bereit, große
körperlichen und psychischen Belastungen
durch die Pflege auf sich zu nehmen?
- Sind Sie bereit den gesamten
Ablauf Ihres Alltags und den Ihrer eigenen Familie
der Pflege anzupassen?
- Sind Sie bereit Zeit für
Ihre eigene Familie für die Pflege Ihres
Angehörigen zu opfern?
- Sind Sie bereit, sich mit
den Themen Alter/Krankheit/Sterben und Tod auseinander
zu setzen?
- Sind Sie bereit sich bei Bedarf
fortzubilden?
Gehen Sie bei Ihrer
Entscheidung alle Kriterien im Vorfeld durch. Versuchen
Sie Ihr Verhältnis zu der Pflegeperson zu klären,
schauen Sie sich alle äußeren Faktoren
an, schenken Sie sich und Ihren Empfindungen Aufmerksamkeit.
Lassen Sie auch negative Gefühle bei dem Gedanken
an die Pflege zu und tun Sie diese nicht als „Das
gehört sich aber doch nicht - das ist nicht recht
– ich habe doch eine Verantwortung!“ ab.
Sie haben eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen,
seien Sie deswegen ehrlich. Eine falsche Entscheidung
werden alle Beteiligten über kurz oder lang zu
spüren bekommen – die Folgen sind: Reizbarkeit,
Unzufriedenheit, Streit, … und damit ein tiefer
Einschnitt in die Lebensqualität – für
beide Seiten! Nachdem sie alles genau betrachtet und
eingehend abgewägt haben, wird Ihnen die richtige
Entscheidung sicher einfacher fallen.
Tipp:
Eine gemeinsam getroffene Entscheidung wird von vielen
Schultern getragen! Deshalb: Entscheiden Sie mit allen,
die von der neuen Situation betroffen sein werden,
mit ihrer Familie, mit Freunden und Nachbarn, und
- am wichtigsten - gemeinsam mit ihrem pflegebedürftigen
Angehörigen.
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